Ich bin angekommen. In der konzertlosen Zeit. Das war nicht so geplant, lässt sich aber momentan kaum ändern. Die wenigen interessanten Konzerte im Juli sind mir den meist recht hohen Eintritt nicht wirklich wert, vor allem im Vergleich zu einem möglichen (Kurz-)Urlaub am Meer. So wie es momentan aussieht, werde ich also tatsächlich keine Live-Band sehen in der Zeit vom 1. Juli bis zum 18. August. Ein nettes kleines Angebot kam gestern noch rein (Danke dafür!) und eine Ausnahme würde mir die Zeit bestimmt erleichtern, aber mal schauen wie sich das zeitlich einrichten lässt. Das Schöne ist: ich kann immerhin in diesem Blogbeitrag auf 4 wunderbare Konzerte innerhalb der letzten 7 Juli-Tage zurückblicken.
Kapitel 1: TV On The Radio im Astra (24.06.2011)
Eingeleitet wurde der Abend von Admiral Black, die eine ordentliche Rockshow hingelegt haben. Vielleicht war sogar ein wenig zuviel Whiskey oder Testosteron im Spiel, aber der Stimmung hat es auf jeden Fall gut getan und ich habe es auch nicht bereut, mich bereits frühzeitig in den ersten Reihen aufzuhalten. Das war übrigens noch relativ kurz vor Beginn des Konzerts möglich, denn ein Großteil des Publikums hielt sich lieber so lange wie möglich vor der Halle auf. Nach einer viel zu langen Umbaupause mit doppeltem Soundcheck ging es dann endlich los. Ich hatte ja ne Weile überlegt, ob ich zu diesem Konzert gehen sollte, aber Zweifel über die endgültige Entscheidung kamen schon nach wenigen Minuten nicht mehr auf. Diese Band hat so einiges in den Schatten gestellt, was ich zuvor live auf Deutschlands Bühnen erlebt hatte! Zwei Zitate vom Rolling Stone, um das Konzert zusammenzufassen "die Band trug gekonnt wie immer einen guten Mix aus allen ihren LPs vor" - "Tunde Adebimpe riss das Publikum mit seinem Gesang mit" (http://www.rollingstone.de/news/meldungen/article104158/TV-On-The-Radio-live-im-Astra-Berlin.html). Die klare Botschaft von anderer Stelle kann ich nur bestätigen, auch wenn dies mein erstes TV On The Radio Konzert war: "Wir sind zurück und haben nichts von unserer Stärke bei Live-Auftritten eingebüßt" (http://byte.fm/magazin/blog/2011/06/25/konzertbericht-tv-on-the-radio/). Ein kleiner Videobeweis dafür? Bitte schön! Als Hinweis dazu: das war sozusagen der Rausschmeißer. ;)
Kapitel 2: Death Cab For Cutie im Astra (27.06.2011)
Während ich bei TV On The Radio noch ziemlich ohne Erwartungen in das Konzert gegangen bin, sah das bei Death Cab schon ganz anders aus. Seit Jahren eine meiner absoluten Lieblingsbands, bislang einmal live erlebt bei einem wunderschönen Auftritt beim Hurricane 2006 und dann dieses Jahr auch noch absolut begeistert vom neuen Album "Codes and Keys" - was sollte da schief gehen? Ich hätte sie auch ohne Vorband genommen, aber dann kündigen sie auch noch eine meiner Neuentdeckungen des Jahres 2011 an: The Head and The Heart. Eben diese hatte ich zuvor schon zweimal gesehen (als Vorband von The Low Anthem und bei einem exklusiven Mini-Konzert), aber an diesem Abend haben sie bewiesen, dass sie auch ein großes Publikum begeistern können und dieses auch absolut verdienen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie das Astra alleine füllen können.
Nach einer diesmal zum Glück deutlich kürzeren Umbaupause ging es weiter mit Death Cab For Cutie. Auch hier lasse ich erst einmal andere Stellen sprechen: "Einen Sack voller grandioser Songs hat das Quartett aus Seattle aufgenommen, da fällt die Auswahl der Setliste schwer. Kein Wunder, dass die Show [...] 90 Minuten plus eine halbe Zugabenstunde dauert. Sänger Ben Gibbard führt vom melancholischen "I will possess your heart" zum hymnischen "Soul meets body". Und dann ist da noch "I will follow you into the dark", dieses unwiderstehliche Liebeslied, das Gibbard [...] solo spielt - mit dem Publikum als Chor. Gänsehaut - und nur einer von vielen Höhepunkten". Dieser Kommentar wurde zwar zum zwei Tage später stattfindenden Konzert in Hamburg geschrieben, aber mit den wenigen Lücken trifft er auch absolut auf Berlin zu. Ein großartiger Abend, der trotz der Überlänge viel zu früh zuende gegangen ist und an den ich mich noch lange und stets mit einem breiten Lächeln im Gesicht zurückerinnern werde.
Kapitel 3: The Weakerthans im Lido (29.06.2011)
Was konnte es passenderes geben als The Weakerthans nur zwei Tage nach Death Cab in Berlin zu sehen? Diese beiden Bands gehören gedanklich für mich zusammen, auch wenn Ben & co. ihre kanadischen Freunde in meiner Gunst lange und deutlich überholt haben. Das spricht aber nicht gegen The Weakerthans, denn Death Cab haben für mich einen ähnlichen Vorsprung wie Portugal. The Man, und einige hier werden wissen, was das bedeutet. Support an diesem Abend waren übrigens Alamo Race Track, die mir vorher nichts gesagt haben, mich dafür aber mit einem zufällig gehörten Song bei YouTube überzeugen konnten. Live gelang ihnen dies leider nicht so ganz, denn a) fehlte dieser eine Song und b) war nach nur wenigen Songs plötzlich Schluss. Das kam offensichtlich sogar für Teile der Band überraschend. Dennoch, ein Reinhören ist empfehlenswert und ich werde besagtes Video bei Gelegenheit an anderer Stelle präsentieren. Dann Kanada: The Weakerthans haben zwar kein neues Album zu präsentieren, aber da ich auch sie erst einmal live erlebt hatte und auch dies fünf Jahre her war (Parallelen über Parallelen!), war die Vorfreude groß. Ich vernahm sehr früh, dass um mich herum einige Menschen standen, denen es ähnlich ging. Das Konzert mündete schließlich in einem Best of aller Weakerthans-Alben. Es gilt für alle Bands in diesem Beitrag, dass es schade ist, dass ich nicht die Zeit habe, mich ihnen einzeln und ausführlicher zu widmen, aber zum Glück gibt es auch hier Menschen, die dies getan haben. Wer also noch ein paar Minuten Zeit für einen Detail-Bericht hat, findet diesen hier: http://abbreviateddaylight.blogspot.com/2011/06/weakerthans-live-lido-berlin.html. Für alle anderen hab ich zumindest noch ein Video, leider nicht aus Berlin, aber nur wenige Tage später in Duisburg aufgenommen:
Kapitel 4: Jupiter Jones bei on tape (30.06.2011)
Eigentlich hätte Kapitel 3 schon der Abschluss sein sollen, aber wie es der Zufall so will, gab es bei tape.tv Ende Juni Karten für einen Live-Auftritt von Jupiter Jones zu gewinnen. Dieser sollte live online übertragen und zwei Tage später bei ZDF Kultur zu sehen sein. Da ich ja in Berlin scheinbar ein glückliches Händchen dafür entwickelt habe (schon je zweimal Schokolade und Gästelistenplätze gewonnen!), war ich also auch an diesem Abend mit dabei. Im Nachhinein gab es eine klare Entwicklung zu sehen: von einem ausgefallenen Abend mit Cage The Elephant (siehe letzter Blog-Beitrag) zum ungewohnten, aber großartigen TV On The Radio Auftritt, danach zu den grandiosen Death Cab For Cutie und abschließend über einen schönen Abend mit den Weakerthans zur professionellen Performance von Jupiter Jones bei einer Live-Show. Ich bin ja ein pünktlicher Mensch, das hieß in diesem Fall, dass ich viel zu früh da war. Nach langem Warten (immerhin durch Freibier versüßt) ging es in die heiligen Hallen von tape.tv, wo es nach weiterem Warten eine kurze Einweisung in das Konzept der Sendung gab. Um mich herum fingen einige Mädels schon an "Der Moderator nervt voll!" zu stöhnen, dabei dachte ich in dem Alter steht man auf Typen à la Joko. Irgendwann gings dann auch los, wobei auch die Hausband zu überzeugen wusste und selbst die mir vorher nicht bewussten Interview-Einlagen waren halbwegs interessant in Szene gesetzt. Die Interaktion mit dem Publikum zuhause vorm PC lief nicht so glatt wie erhofft, denn die Live-Zuschaltungen per Webcam überforderten die Server, aber immerhin wurden ein paar Fragen / Aussagen per Chat ins Programm aufgenommen ("Ich steh voll auf den Atompilzbart!"). Die eigentlichen Höhepunkte waren natürlich die Songs, ein Stück wurde sogar mitten in den Zuschauern in Szene gesetzt. Dabei störten natürlich die ständig anwesenden Kameras und auch Nicholas konnte man den Stress deutlicher anmerken als bei einem normalen Konzert. Trotzdem war es schön und all das Chaos drum herum fällt natürlich im Endergebnis nicht mehr auf. Wer es sich ansehen möchte kann dies hier tun:
http://www.tape.tv/vid/129791
Und wer mich entdeckt, der darf sich auf ein Bier einladen lassen. Ich hab ja in den nächsten Wochen viel Zeit, so ganz ohne Konzerte.
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