Freitag, 30. September 2011

Wake me up when September ends...

...denn dann habe ich endlich die Zeit, um meinen bislang umfangreichsten Konzertmarathon in Berlin Revue passieren zu lassen. Nach der Radioeins Nacht (siehe hier) waren ohnehin noch sechs weitere Konzertabende geplant, aber durch die Events von Berlin Live sind sogar noch zwei weitere hinzugekommen. Es begann also am 16. September mit dEUS, Art Brut und The Blood Arm. Um den Gästelistenplatz beworben hatte ich mich eigentlich nur, weil ich von dEUS viel Gutes gehört hatte. Art Brut hatte ich seit dem ersten Album kaum mehr gehört, wollte sie aber durchaus gerne mal live hören und der eine Song, der von The Blood Arm überzeugt, wäre ein reguläres Konzert auch nicht wert gewesen. So ähnlich fiel dann auch der Abend aus: The Blood Arm egal bis nie wieder, Art Brut zumindest sehr unterhaltsam und dEUS mit überzeugender Performance, die wohl durchaus ein häufigeres Hören nach sich ziehen wird. Am Folgeabend ging es direkt weiter mit Kasabian, Evaline und Mads Langer. Vor dem Event kannte ich zwar nur Kasabian, aber ein erstes Probehören sprach dafür, dass dies der bessere Abend werden würde. Mads Langer schön, aber ein wenig unpassend, Evaline laut, aber auf CD überzeugender als live und Kasabian mit großem Pluspunkt lautet das Fazit. An beiden Abenden überzeugte besonders das Konzept, die drei Bands abwechselnd auf den drei Bühnen spielen zu lassen und dies teilweise sogar gemeinsam (Teile von Art Brut gemeinsam mit The Blood Arm oder Mads Langer gemeinsam mit Evaline). Beide Shows sind übrigens auch im TV zu sehen: der Freitag am 5. November, der Samstag bereits am 1. Oktober, jeweils um 21 Uhr bei ZDF Kultur.



Erneut ging es direkt am nächsten Tag weiter, der sich nicht als einer der schönen Sonntage präsentierte. Dortmund führte 1:0 gegen Hannover, musste aber in der Schlussphase noch zwei Gegentore einstecken. Danach schleppte ich mich bei strömendem Regen zur Berlin-Wahl, auf dem Rückweg wurde ein neuer und leider nicht sehr leckerer Döner probiert. Die Motivation, für ein Konzert einer Band, die ich eher vor 10 Jahren gehört habe, noch aus dem Haus zu gehen war gering, aber - wie schon öfters gesagt - was tue ich nicht alles für meine Musik? Also ab in den Magnet zu 4Lyn. Die Vorband konnte man an diesem Abend getrost sausen lassen, aber Ron und co. sorgten schnell für gute Stimmung. Es war deutlich lauter als bei den meisten kleinen Indie- oder Songwriter-Konzerten. Vor allem bemerkenswert waren aber die Erinnerungen, die einige der Songs hervorriefen - not only good, but definitely old times, teilweise sogar mit Gänsehaut-Feeling. Ich hatte nach dem Konzert nicht das Gefühl, dass ich das neue Album unbedingt haben muss, aber Songs wie Incomplete, Pearls & Beauty oder Lyn haben den Abend erinnernswert gemacht.




Und weiter galt: keine Pause. Montag stand der vermeintliche Höhepunkt der Spät-September-Konzertreihe an: We Were Promised Jetpacks, The Twilight Sad und Mazes. Letztere kannte ich vorher noch nicht, aber da ihre CD schnell zum Ohrwurm wurde, gab es keinen Grund mehr sich nicht zu freuen, vor allem da Steffi an diesem Abend mit von der Partie sein würde. Also, keine Müdigkeit vortäuschen und auf ins Lido! Da wir etwas knapp dran waren, spielten Mazes bereits ihren ersten Song, aber irgendwie sahen wir schnell, dass wir nichts verpasst hatten: die drei Herren wirkten irgendwie gelangweilt und zumindest teil
weise - ich zitiere - wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Nachdem wir die Jacken weggebracht und ein Bier geholt hatten, wurden sie aber langsam wach und hatten auch ein wenig mehr Spaß am Auftritt. Mich erinnerte das alles sehr an The Thermals: das Live-Erlebnis sorgte dafür, dass ich an dem eigentlich tollen Album beim Hören danach etwas weniger Spaß hatte. Als nächstes standen The Twilight Sad auf dem Programm. Erneutes Zitat: "Ich hab gehört, die sind live nicht so toll." Hmm, das macht natürlich Mut. Aber was bitte war das dann? Staunende Augen und offene Münder bei uns beiden nach nur einem Song. Wieviel Gefühl kann man bitte als Sänger in einen solchen Auftritt legen? Ergebnis: das gegenteilige zum vorher beschriebenen, denn The Twilight Sad werde ich ab jetzt garantiert öfter hören und mich dabei vor allem immer an diesen grandiosen Auftritt erinnern. Meine Sorge in diesem Moment lautete nun, dass We Were Promised Jetpacks das nicht mehr toppen könnten. Ich konnte das auch schlecht einschätzen, da ich sie beim letzten Konzert in einem schlauchartigen Raum gar nicht sehen, sondern nur hören konnte. Dieses Mal, in der zweiten Reihe im Lido, war das anders und mindestens genauso gut wie der Auftritt von The Twilight Sad. Falls ich mich bislang noch nicht auf das neue Album von WWPJ gefreut habe, ist die Vorbestellung Sekunden nach dem Konzert beschlossene Sache.




















Trotz des großartigen Abends freute ich mich anschließend über einen Abend ohne Konzert. Ab Mittwoch hätte ich quasi vorübergehend im Privatclub einziehen können, denn dort gab es die nächsten drei Tage am Stück tolle Konzerte. Auf Locas in Love am Freitag verzichtete ich dann aber doch, so dass es zunächst am Mittwoch mit Pintandwefall begann. Ein wenig müde und trotz vorher angekündigter Vorverlegung des Konzertstarts nach einiger Wartezeit begann eine nette Vorband, bis schließlich die finnischen Damen auf die Bühne kletterten. Es waren leider nur drei, da die Drummerin ausfiel und durch einen männlichen Part ersetzt wurde, aber genug Energie war trotzdem vorhanden. Ein ständiger Wechsel am Mikro und den Instrumenten sowie die Versuche, auf Deutsch mit dem Publikum zu kommunizieren, ergänzten den ohnehin schon großen musikalischen Spaß. Um die unnötige Wartezeit am nächsten Abend zu verringern, kam ich etwas später an, aber immer noch zu früh. Diesmal gab es eine rein weibliche Vorband, die aber auch ein wenig an mir vorbeiging. Let's Wrestle spielten ein gutes Konzert, aber die Müdigkeit und die dann doch fehlende Überzeugung für die Band ließen den Abend gegenüber den vorherigen ein wenig abfallen. Danke bzw. Sorry nochmal an den "Garderobier", der am 1. Abend nur für mich die Garderobe öffnete ("Welche Jacke war nochmal deine?") und am 2. trotz meiner Abstinenz wieder nur für eine Jacke dort war. So sahen übrigens Pintandwefall in Action aus:



So langsam nähern wir uns Ende September. Nach einem vor allen durch den Berlin Marathon leicht stressigem Umzug ging es am 25.9. endlich mal wieder zu TV Noir. Wie hätte ich dies auch verpassen können, wenn Thees Uhlmann und Dear Reader gleichzeitig zu Gast waren? Eine interessante Mischung, da Thees wie immer recht viel zu erzählen hatte und Cherilyn von Natur aus zurückhaltender ist. Dafür muss man ihr zugestehen, dass sie beim musikalischen Teil der Show einen deutlichen Vorsprung bewies. Gerade beim Bruce Springsteen Cover bekam sie minutenlangen Applaus und war dabei sichtlich gerührt. Thees hingegen hatte leichte textliche Schwierigkeiten bei Wonderwall - man darf überrascht sein!? Bei "Schund und Bühne" bewies der Herr Uhlmann verhältnismäßig wenig Spontaneität, erinnerte dabei an Tim Neuhaus einige Zeit zuvor und stand somit deutlich im Schatten von Deniz von Herrenmagazin - und das obwohl Thees' Rolle "Hoschi" hieß. Ich bin gespannt, ob Herr Uhlmann in seinem nächsten Album wirklich Tex zitiert und "das Gold von Hemmoor" in seinen Texten einbaut. Fazit: vom Unterhaltungsfaktor leider verloren gegen Herrenmagazin und Tim Neuhaus, aber es ist immer wieder schön Thees live zu erleben und vor allem Dear Reader haben für einen auch musikalisch grandiosen Abend gesorgt. Da es noch keine Videos gibt, die Sendung aber bald auch im TV zu sehen ist, gibt es hier ein wunderbares Video von Dear Reader zu sehen.

Wieder nur ein Tag später dann das Abschlusskonzert für September (der eigentlich geplante Abschluss am Mittwoch mit Mighty Oaks musste von meiner Seite aus leider kurzfristig abgesagt werden, sorry!): Herman Dune im Festsaal Kreuzberg. Erneut ein wenig müde, aber erneut hat sich die Fahrt gelohnt und das auch bereits durch die Vorband. Mir ist leider gerade der Name des Ensembles abhanden gekommen, aber von einer Band aus Portland, Oregon kann man ja auch nur Gutes erwarten. Herman Dune begannen dann ihren Auftritt direkt mit Strange Moosic. Zugegebenermaßen haben bereits wenige richtig gute Songs ausgereicht, damit ich mir das Ticket gekauft habe, so dass ich nicht durchgehend mitsingen konnte. Die "
französische Indiepopband" überzeugte aber schnell als (Zitat Torben) "Jam-Band", die jeden Song auf der Bühne neu, teilweise in Überlänge, aber immer spannend interpretierten. Nachdem ich das Konzert vom 1. Stock aus genoss und die Zugabe von der Theke, war es zwar später geworden als geplant, aber nach einem schönen Konzert sind wenige Stunden Schlaf meistens besser als ausreichend Schlaf nach einem langweiligen Abend. Das folgende Video ist übrigens von einem Auftritt im Juni; Herman Dune sind im Festsaal Kreuzberg gern gesehene Gäste:



Auf gehts in den Oktober, für den bislang nur überraschend wenige (also 6, ähem) Konzerte geplant sind. :)

Sonntag, 11. September 2011

Nach dem Sommerloch...

Da hab ich mal einen Monat Konzertpause und prompt vergesse ich auch im Monat danach, meine Blog-Aktivitäten wieder aufleben zu lassen. Hiermit gelobe ich Besserung, auch wenn das in den nächsten Wochen aufgrund der anstehenden Termine stressig werden dürfte. Um das mal kurz darzustellen: in der Zeit vom 16. - 26. September warten ganze 8 Konzerte bzw. Show-Aufzeichnungen auf mich. Ja, richtig, das macht in 11 Tagen gerade mal 3 "freie" Abende. Das soll übrigens keine Beschwerde sein. Eher Freude gemischt mit ein wenig Sorge um viel Müdigkeit in dieser Zeit. Aber zunächst: der Rückblick. Rückwärts.

8. September - Radio Eins Nacht mit Julia Marcell, Hundreds und Dear Reader: Gut, dass ich da war. Hatte ja lange überlegt aufgrund des doch recht hohen Preises, der bei einem Einzelkonzert von Dear Reader deutlich günstiger gewesen wär. Und die wollte ich ja nur sehen. Hab dann in das Album von Hundreds reingehört und das hat mich überzeugt, ein Ticket zu kaufen. Kurz danach gab es die Tickets dann von Dear Reader zum Super-Sonderpreis. Ähh, zu spät, beim nächsten Mal bitte etwas eher. Wobei, auch egal, ihr seid das Geld ja allemal wert. Also nur kurz geärgert, dann wenige Tage vorm Konzert auch noch Matrioszka von Julia Marcell gehört - die Vorfreude war endgültig da. Auch meine Erkältung konnte daran nix ändern, denn ich ging so zwar leicht geschwächt zum Konzert, fühlte mich aber quasi mit jedem Lied ein wenig besser. Musiktherapie at its best! :)

Der Abend begann mit Frau Marcell, die mich ja schon beim Video zu o.g. Song an eine Mischung aus Björk und Lykke Li erinnerte. Das bestätigte sich auch live, wobei sie noch eine deutlich jüngere und nervösere Variante ist, die aber das Potential hat, noch deutlich aufzuholen. Das Konzert im Dezember wird mit Sicherheit auch besucht. Hundreds entwickelten sich im Anschluss zum Überraschungs-Highlight des Abends. Das Album hatte sich schon verdächtig oft in die Playlist meines MP3-Players geschlichen, aber dennoch freute ich mich am meisten auf Dear Reader. Was die beiden mit Unterstützung eines Live-Trommlers sowie Tim Neuhaus als zweitem Trommelschlumpf da auf die Beine stellten, war aber trotz leichter technischer Schwierigkeiten absolut beeindruckend. Auch hier würde sich ein weiterer Konzertbesuch lohnen, mal schauen ob ich dafür nach Potsdam fahre. Dear Reader brauchten schließlich gefühlt am längsten für den Bühnenaufbau. Hier fühlte ich mich ein wenig unvorbereitet, da das neue Album erst am gleichen Tag per Post angekommen war und ich es somit erst auf dem Weg zum Auftritt einmal kurz hören konnte. Die Mischung aus alten und neuen Songs machte dieses Manko aber wett und live konnten die neuen Stücke direkt noch ein Stück besser überzeugen als beim ersten Hören. Man merkte Cherilyn und co. an, dass der erste Abend der Tour noch eine kleine Generalprobe war, aber das machte die Band letztlich nur noch sympathischer. Ich freue mich riesig auf ihren Auftritt bei TV Noir Ende September!



27. August - Jack Beauregard: das wird ein kurzer Beitrag, denn irgendwie spielte das Konzert an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht die Hauptrolle. Nette Menschen, leckere Cocktails, dann der Auftritt von Jack Beauregard (deren "You drew a line" sich bei mir zwar zu einem Ohrwurm entwickelte, aber viel mehr konnten die beiden an diesem Abend auch nicht erreichen) und anschließend noch weiterfeiern bis zum Sonnenaufgang. Wiederholung? Gerne, jederzeit. :)

18. August - Iron & Wine: jetzt fängts an, dass die Konzerte so lange her sind, dass ich gar nicht mehr genau weiß was ich schreiben soll. Auf jeden Fall war es ein fantastischer Auftritt. Wer braucht schon eine Vorband oder muss viel erzählen, wenn das Motto stattdessen lautet "We don't have much to say, but we have much to play"?. Neun Musiker auf der Bühne, eine beeindruckende Gesamtperformance und ein wunderbar langes Programm, das insgesamt länger in meinem Gedächtnis haften bleiben wird als es jeder einzelne Song von Iron & Wine jemals hätte schaffen können.



9. August - Placebo: Spontanes Konzert, da nicht lange angekündigt und nur jeweils zwei personalisierte Tickets pro Person zu kaufen waren. Aber es ging ja nur darum, endlich mal Placebo live zu erleben. Beim Warten auf die Band war ich schon kurz davor, diese Entscheidung zu bereuen. Der Grund dafür erklärt sich am besten über meine Live-Tweets. Ein Auszug: "
Leider spielen sie noch nicht, da der DJ scheinbar Überstunden machen muss." "Lieber schlechte Vorbands als sich selbst überschätzende DJs." "Danke! Zur Pause gibts Manchester Orchestra vom Band. Wär ein super Support gewesen." Alleine an der Tatsache, dass ich getwittert habe, erkennt man meine Langeweile vor der Show. Zum Glück haben Placebo das ganze ausgleichen können, denn der Auftritt war toll und sowohl Preis als auch Aufwand und Warten waren es allemal wert. Schön auch das Nirvana-Cover im Gedenken an Amy und alle weiteren Mitglieder des "Club of 27".



3. August - Dear Reader: somit schließt sich der vermutlich beste Spannungsbogen aller bisherigen Blog-Einträge. Dear Reader als Höhepunkt bei der Radioeins Nacht und als erster Auftritt nach der Juli-Pause. Naja, als richtiges Konzert kann man es kaum zählen und am längsten in Erinnerung bleibt vermutlich der Bierpreis auf dem Dach des AMANO-Hotels. Aber es war definitiv ein toller Start in die nächsten Konzerte und ein wunderbar entspannter Abend. Außerdem natürlich ein nettes Dankeschön für die Mitwirkung am Cover-Shooting, auch wenn die entsprechenden Bilder es nicht aufs Album-Cover geschafft haben. Sehr schön auch, dass in diesem Jahr noch mindestens ein weiterer Dear Reader Beitrag folgen wird. Ich hoffe nur, der geht neben den zahlreichen anderen nicht unter... ;)