...denn dann habe ich endlich die Zeit, um meinen bislang umfangreichsten Konzertmarathon in Berlin Revue passieren zu lassen. Nach der Radioeins Nacht (siehe hier) waren ohnehin noch sechs weitere Konzertabende geplant, aber durch die Events von Berlin Live sind sogar noch zwei weitere hinzugekommen. Es begann also am 16. September mit dEUS, Art Brut und The Blood Arm. Um den Gästelistenplatz beworben hatte ich mich eigentlich nur, weil ich von dEUS viel Gutes gehört hatte. Art Brut hatte ich seit dem ersten Album kaum mehr gehört, wollte sie aber durchaus gerne mal live hören und der eine Song, der von The Blood Arm überzeugt, wäre ein reguläres Konzert auch nicht wert gewesen. So ähnlich fiel dann auch der Abend aus: The Blood Arm egal bis nie wieder, Art Brut zumindest sehr unterhaltsam und dEUS mit überzeugender Performance, die wohl durchaus ein häufigeres Hören nach sich ziehen wird. Am Folgeabend ging es direkt weiter mit Kasabian, Evaline und Mads Langer. Vor dem Event kannte ich zwar nur Kasabian, aber ein erstes Probehören sprach dafür, dass dies der bessere Abend werden würde. Mads Langer schön, aber ein wenig unpassend, Evaline laut, aber auf CD überzeugender als live und Kasabian mit großem Pluspunkt lautet das Fazit. An beiden Abenden überzeugte besonders das Konzept, die drei Bands abwechselnd auf den drei Bühnen spielen zu lassen und dies teilweise sogar gemeinsam (Teile von Art Brut gemeinsam mit The Blood Arm oder Mads Langer gemeinsam mit Evaline). Beide Shows sind übrigens auch im TV zu sehen: der Freitag am 5. November, der Samstag bereits am 1. Oktober, jeweils um 21 Uhr bei ZDF Kultur.
Erneut ging es direkt am nächsten Tag weiter, der sich nicht als einer der schönen Sonntage präsentierte. Dortmund führte 1:0 gegen Hannover, musste aber in der Schlussphase noch zwei Gegentore einstecken. Danach schleppte ich mich bei strömendem Regen zur Berlin-Wahl, auf dem Rückweg wurde ein neuer und leider nicht sehr leckerer Döner probiert. Die Motivation, für ein Konzert einer Band, die ich eher vor 10 Jahren gehört habe, noch aus dem Haus zu gehen war gering, aber - wie schon öfters gesagt - was tue ich nicht alles für meine Musik? Also ab in den Magnet zu 4Lyn. Die Vorband konnte man an diesem Abend getrost sausen lassen, aber Ron und co. sorgten schnell für gute Stimmung. Es war deutlich lauter als bei den meisten kleinen Indie- oder Songwriter-Konzerten. Vor allem bemerkenswert waren aber die Erinnerungen, die einige der Songs hervorriefen - not only good, but definitely old times, teilweise sogar mit Gänsehaut-Feeling. Ich hatte nach dem Konzert nicht das Gefühl, dass ich das neue Album unbedingt haben muss, aber Songs wie Incomplete, Pearls & Beauty oder Lyn haben den Abend erinnernswert gemacht.
Und weiter galt: keine Pause. Montag stand der vermeintliche Höhepunkt der Spät-September-Konzertreihe an: We Were Promised Jetpacks, The Twilight Sad und Mazes. Letztere kannte ich vorher noch nicht, aber da ihre CD schnell zum Ohrwurm wurde, gab es keinen Grund mehr sich nicht zu freuen, vor allem da Steffi an diesem Abend mit von der Partie sein würde. Also, keine Müdigkeit vortäuschen und auf ins Lido! Da wir etwas knapp dran waren, spielten Mazes bereits ihren ersten Song, aber irgendwie sahen wir schnell, dass wir nichts verpasst hatten: die drei Herren wirkten irgendwie gelangweilt und zumindest teilweise - ich zitiere - wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Nachdem wir die Jacken weggebracht und ein Bier geholt hatten, wurden sie aber langsam wach und hatten auch ein wenig mehr Spaß am Auftritt. Mich erinnerte das alles sehr an The Thermals: das Live-Erlebnis sorgte dafür, dass ich an dem eigentlich tollen Album beim Hören danach etwas weniger Spaß hatte. Als nächstes standen The Twilight Sad auf dem Programm. Erneutes Zitat: "Ich hab gehört, die sind live nicht so toll." Hmm, das macht natürlich Mut. Aber was bitte war das dann? Staunende Augen und offene Münder bei uns beiden nach nur einem Song. Wieviel Gefühl kann man bitte als Sänger in einen solchen Auftritt legen? Ergebnis: das gegenteilige zum vorher beschriebenen, denn The Twilight Sad werde ich ab jetzt garantiert öfter hören und mich dabei vor allem immer an diesen grandiosen Auftritt erinnern. Meine Sorge in diesem Moment lautete nun, dass We Were Promised Jetpacks das nicht mehr toppen könnten. Ich konnte das auch schlecht einschätzen, da ich sie beim letzten Konzert in einem schlauchartigen Raum gar nicht sehen, sondern nur hören konnte. Dieses Mal, in der zweiten Reihe im Lido, war das anders und mindestens genauso gut wie der Auftritt von The Twilight Sad. Falls ich mich bislang noch nicht auf das neue Album von WWPJ gefreut habe, ist die Vorbestellung Sekunden nach dem Konzert beschlossene Sache.
Trotz des großartigen Abends freute ich mich anschließend über einen Abend ohne Konzert. Ab Mittwoch hätte ich quasi vorübergehend im Privatclub einziehen können, denn dort gab es die nächsten drei Tage am Stück tolle Konzerte. Auf Locas in Love am Freitag verzichtete ich dann aber doch, so dass es zunächst am Mittwoch mit Pintandwefall begann. Ein wenig müde und trotz vorher angekündigter Vorverlegung des Konzertstarts nach einiger Wartezeit begann eine nette Vorband, bis schließlich die finnischen Damen auf die Bühne kletterten. Es waren leider nur drei, da die Drummerin ausfiel und durch einen männlichen Part ersetzt wurde, aber genug Energie war trotzdem vorhanden. Ein ständiger Wechsel am Mikro und den Instrumenten sowie die Versuche, auf Deutsch mit dem Publikum zu kommunizieren, ergänzten den ohnehin schon großen musikalischen Spaß. Um die unnötige Wartezeit am nächsten Abend zu verringern, kam ich etwas später an, aber immer noch zu früh. Diesmal gab es eine rein weibliche Vorband, die aber auch ein wenig an mir vorbeiging. Let's Wrestle spielten ein gutes Konzert, aber die Müdigkeit und die dann doch fehlende Überzeugung für die Band ließen den Abend gegenüber den vorherigen ein wenig abfallen. Danke bzw. Sorry nochmal an den "Garderobier", der am 1. Abend nur für mich die Garderobe öffnete ("Welche Jacke war nochmal deine?") und am 2. trotz meiner Abstinenz wieder nur für eine Jacke dort war. So sahen übrigens Pintandwefall in Action aus:
So langsam nähern wir uns Ende September. Nach einem vor allen durch den Berlin Marathon leicht stressigem Umzug ging es am 25.9. endlich mal wieder zu TV Noir. Wie hätte ich dies auch verpassen können, wenn Thees Uhlmann und Dear Reader gleichzeitig zu Gast waren? Eine interessante Mischung, da Thees wie immer recht viel zu erzählen hatte und Cherilyn von Natur aus zurückhaltender ist. Dafür muss man ihr zugestehen, dass sie beim musikalischen Teil der Show einen deutlichen Vorsprung bewies. Gerade beim Bruce Springsteen Cover bekam sie minutenlangen Applaus und war dabei sichtlich gerührt. Thees hingegen hatte leichte textliche Schwierigkeiten bei Wonderwall - man darf überrascht sein!? Bei "Schund und Bühne" bewies der Herr Uhlmann verhältnismäßig wenig Spontaneität, erinnerte dabei an Tim Neuhaus einige Zeit zuvor und stand somit deutlich im Schatten von Deniz von Herrenmagazin - und das obwohl Thees' Rolle "Hoschi" hieß. Ich bin gespannt, ob Herr Uhlmann in seinem nächsten Album wirklich Tex zitiert und "das Gold von Hemmoor" in seinen Texten einbaut. Fazit: vom Unterhaltungsfaktor leider verloren gegen Herrenmagazin und Tim Neuhaus, aber es ist immer wieder schön Thees live zu erleben und vor allem Dear Reader haben für einen auch musikalisch grandiosen Abend gesorgt. Da es noch keine Videos gibt, die Sendung aber bald auch im TV zu sehen ist, gibt es hier ein wunderbares Video von Dear Reader zu sehen.
Wieder nur ein Tag später dann das Abschlusskonzert für September (der eigentlich geplante Abschluss am Mittwoch mit Mighty Oaks musste von meiner Seite aus leider kurzfristig abgesagt werden, sorry!): Herman Dune im Festsaal Kreuzberg. Erneut ein wenig müde, aber erneut hat sich die Fahrt gelohnt und das auch bereits durch die Vorband. Mir ist leider gerade der Name des Ensembles abhanden gekommen, aber von einer Band aus Portland, Oregon kann man ja auch nur Gutes erwarten. Herman Dune begannen dann ihren Auftritt direkt mit Strange Moosic. Zugegebenermaßen haben bereits wenige richtig gute Songs ausgereicht, damit ich mir das Ticket gekauft habe, so dass ich nicht durchgehend mitsingen konnte. Die "französische Indiepopband" überzeugte aber schnell als (Zitat Torben) "Jam-Band", die jeden Song auf der Bühne neu, teilweise in Überlänge, aber immer spannend interpretierten. Nachdem ich das Konzert vom 1. Stock aus genoss und die Zugabe von der Theke, war es zwar später geworden als geplant, aber nach einem schönen Konzert sind wenige Stunden Schlaf meistens besser als ausreichend Schlaf nach einem langweiligen Abend. Das folgende Video ist übrigens von einem Auftritt im Juni; Herman Dune sind im Festsaal Kreuzberg gern gesehene Gäste:
Auf gehts in den Oktober, für den bislang nur überraschend wenige (also 6, ähem) Konzerte geplant sind. :)
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