Mittwoch, 30. März 2011

Kirchen sind also doch zu gebrauchen!

So, schon wieder anderthalb Wochen her, die letzten März-Konzerte 2011, und eigentlich hätte ich einen zeitnahen Eintrag verfassen müssen, damit all meine Gedanken und Gefühle zu diesen Abenden auch wirklich ausgedrückt werden können. Leider hat das wie so oft zeitlich nicht geklappt, aber nichtsdestotrotz gibt es nun hier noch einen Versuch.

Am 20. März ging es zu Jupiter Jones und das war ein Konzert mit großer Vorfreude, nachdem sich das gleichnamige Album trotz der Konkurrenz von Ghost of Tom Joad und Telekinesis als mein Favorit im März durchsetzen konnte. Ich gönne den Herren natürlich jeden Erfolg, aber leider wachsen dadurch auch die Konzertveranstaltungsorte mit und wie ich wohl schon das eine oder andere Mal geäußert habe, ist mir das nicht immer so genehm. So auch der erste Eindruck an diesem Abend: was sind das für Leute? Die kennen doch höchstens "Still" aus dem Radio, können sonst nix mitsingen und sind hoffentlich schockiert, wenn ein paar ältere Songs gespielt werden. Der Eindruck verstärkte sich durch die Vorband My Glorious, die meiner Meinung nach nur vom Major Label und nicht von der Band ausgesucht werden konnte. Gleich zu Beginn spielten sie ihren "Hit", danach konnte ich getrost abschalten oder über die übertriebene Show der Band lachen. Beim Großteil des Publikums kams scheinbar gut an, was immerhin die Stimmung bis zu Jupiter Jones schonmal ansteigen ließ. Deren Auftritt war dann auch entsprechend großartig, wurde unterstützt von sympathischen Ansagen und fand, wie sollte es anders sein, einen besonderen Höhepunkt in einer extralangen Version von "Berlin". Schön auch das Ende, wo ich mich dann doch mal kurz in die kleine, wogende Menge direkt vor der Bühne stürzte, um anschließend kurzfristig erschöpft, aber längerfristig glücklich (lag auch an dem Stück Schokokuchen, den es noch gab ;)) nach Hause zu wandeln.



Direkt einen Tag später ging es weiter und ich musste mal wieder vom Büro nach Hause hetzen, um rechtzeitig anzukommen, denn in der Passionskirche Kreuzberg wollte ich mir ja einen guten Platz sichern. Zwar 30 Minuten später als geplant hat dies trotzdem noch gut geklappt; selten war ich so voller Vorfreude, wenn ich in der 2. Reihe einer Kirchenbank saß, dazu auch noch ein Bier in der Hand. The Head and the Heart waren mir vorher gänzlich unbekannt, aber schon ein einzelnes Video ließ viel erwarten und ich wurde auch nicht enttäuscht: sehr sympathische Menschen mit wunderschöner Musik, die auch käuflich erworben wird, sobald sie verfügbar ist (am Merchstand gab es ein Schild mit dem Hinweis, dass sie leider noch keine CDs zum Verkaufen hätten).



Während des Umbaus für The Low Anthem fragte ich mich schon, wieviele Live-Musiker die Band noch mitbringt, denn es standen viel zu viele Instrumente auf der Bühne. Sie kamen aber wie gewohnt nur zu viert und ich bin immer noch beeindruckt davon, dass scheinbar jeder der vier jedes Instrument spielen konnte. Und was alles dabei war: neben der klassischen Auswahl auch Klarinetten, ein Kontrabass, eine singende Säge und ein Glockenspiel-ähnliches Gerät, das ich nichtmal benennen kann. Der Auftritt lässt sich kaum in Worte fassen und beim folgenden Video ist der Ton leider nicht sehr gut, aber für nen kleinen Eindruck sollte es reichen. Höhepunkt hier: Ben Knox Miller fordert das Publikum auf, die Handys einzuschalten, die eigene Begleitung anzurufen und auf Lautsprecher zu stellen. Zuerst schauen sich alle verwundert an, aber er hat recht, die Akustik in der Passionskirche spielt mit: nach und nach klingen und schwingen die Töne nach und ertönen immer wieder an anderer Stelle in der Kirche aus den Mobiltelefonen. Mehrere Minuten passiert nichts und alle, Gäste, Musiker oder auch Crew, lauschen nur diesen Klängen. Ein wunderbarer Moment! Am Ende führten diese beiden Auftritte sogar dazu, dass ich mir zwei T-Shirts kaufen musste, beide Bands hatten es verdient. Dabei auch noch kurz mit dem Schlagzeuger von The Head and the Heart unterhalten; ich hoffe er hält sein Versprechen und sie kommen bald wieder nach Deutschland. Bei The Low Anthem steht das nächste Wiedersehen schon fest: Haldern Pop 2011. :)

Donnerstag, 17. März 2011

Kulturelle Variationen im März

Schon wieder viel zu viel Zeit vergangen, entsprechend viel muss auch in diesem Post untergebracht werden. War ein sehr abwechslungsreiches Wochenende und die Kultur reicht sogar bis in den Dienstag hinein. Es gab Musik, es gab Filme, es gab neue Esserfahrungen - alles dabei.

Der Freitag begann mit Tim Neuhaus. An dem Abend hätte jemand fast wieder mal die bittere Erfahrung gemacht, dass man sich bei Konzerten, auf die man sich freut, lieber früh genug um ein Ticket kümmern sollte, aber es ist ja alles noch gut gegangen. Gregor McEwan als Support war schön anzuhören, auch wenn das scheinbar nicht das ganze Publikum im Comet so sah. Er sang sogar zwischendurch mal eine Weile ohne Mikro und wurde dabei immer leiser, damit die Gespräche verstummen, sprach eben diesen Grund sogar kurz an, aber wirklich geholfen hat es nicht. Versteh ich sowieso nicht: warum geht man zu nem Konzert und redet dann die ganze Zeit? Ok, bei ner Vorband ist das vielleicht noch nachvollziehbar, auch wenn ich der Meinung bin, dass auch diese (meistens) das Zuhören verdient hat, aber in den stillen Momenten hat man sogar bei The National ein konstantes Rauschen wahrgenommen durch Labertaschen in den hinteren Reihen. Bei Tim Neuhaus wurde es dann voller und das Publikum auch aufmerksamer. Ach, übrigens: Tim, falls du nochmal so tust, dass du hinter der Box stehend nicht an den Schlüssel kommst, der auf der Bühne liegt, nur um dann ein "Ätsch"-Gesicht aufzusetzen, wenn jemand helfen will... also, ich sag mal, beim nächsten Konzert singe ich dann bestimmt zwei Lieder lang nicht mit. Insgesamt ein sehr schönes Konzert, auch wenn ich gerne ein weiteres Mal das Lied der Schlümpfe gehört hätte. Nett auch die kurze Ansprache von Friedrich: "Eigentlich sag ich ja auf Konzerten nix, aber das muss jetzt mal: wir haben uns in letzter Zeit echt den Arsch aufgerissen und es tut so gut, diese positive Energie hier zu spüren." Gern geschehen. Viel Spaß weiterhin bei der Tour mit 13 Konzerten in 14 Städten. ;)

Samstag Konzertpause. Ausschlafen. Auch mal wieder schön. Eigentlich den lieben langen Tag nicht viel bis gar nichts gemacht. Einkaufen. Bei dem schönen Wetter sogar den entfernteren Rewe gewählt. Abends dann Essen gegangen. Äthiopisch. Interessant. Durchaus zu empfehlen, also mach ichs auch: www.langanoberlin.de. Es gab eine "Kombination von Hühnerfleisch, Currylammfleisch und Rindfleisch, gekochtem Ei, mit scharfer äthiopischer Paprikasoße, Zwiebeln, Knoblauch und hausgemachtem Hüttenkäse auf Injera und Salat mit zusätzlich einem vegetarischen Gericht". Hatte vorher gar nicht gelesen, dass man das in Brot einrollt und mit der Hand isst, war aber auf jeden Fall alles sehr lecker, auch wenn ich nicht jeden Tag so essen muss. Die Kaffeezeremonie nur am Rande mitbekommen, aber das Restaurant ist gemerkt für die nächsten Besucher. Danach Kino: 127 Hours. Irgendnen Oscar hätte der Film auch verdient gehabt. Kannte ja vorher die Story und wunderte mich umso mehr, dass ausgerechnet Danny Boyle den Film gemacht hat, aber man sieht es ihm dann doch an. Sehenswert!

Sonntag wieder ausgeschlafen und ein wenig durch Berlin gereist, bevor dann abends Ghost of Tom Joad auf dem Programm standen. Hab mich nicht so wirklich aufs Konzert gefreut, denn wie schon geschrieben konnte mich das neue Album nicht wirklich überzeugen, auch nicht nach mehrfachem Hören. Dazu noch eine Vorband, die nach kurzem Reinhören noch uninteressanter klang. Kurz bevor es Zeit wurde, sich auf den Weg zu machen, war ich dann nach nem guten Essen auch noch verdammt satt und entsprechend faul, konnte mich aber trotzdem aufraffen. Gut so! Manual Kant, über die ich mich anfangs noch unbewusst lustig gemacht habe, weil vor allem der Typ im ärmellosen Shirt vor der Bühne so albern aussah, der sich dann aber als Drummer aka das Schlagzeugmonster von den Muppets entpuppte, haben ne gute Energie an den Tag gelegt, klangen live besser als online und ich würd sie gern nochmal sehen, wenn sie mehr Platz auf der Bühne haben. Auch die Herren aus Münster wussten dann zu überzeugen, zunächst weil sie mit alten Songs begannen und dann auch noch zwei der drei guten Songs vom neuen Album zuerst spielten, aber selbst die Stücke, die mir am wenigsten gefallen, konnten sie live gut rüberbringen. Ja, sogar "The sound of 67" klang nicht so albern wie ichs auf der CD finde. Danke, Ghost of Tom Joad, ihr seid doch noch da, auch wenn ihr für mich quasi statt nem Album nur ne EP rausgebracht habt.

Kleiner Sprung zum Dienstag: wieder Kino. The Adjustment Bureau. Das schreib ich jetzt nicht nur, weil wir den Film in der OV gesehen haben, sondern vor allem weil "Der Plan" einfach nur langweilig klingt. Gute Idee, guter Film. Einige Ideen bzw. die Art, wie sie verarbeitet wurden, könnte man gut bei ner Flasche Wein diskutieren, aber man muss ja auch nicht jeden Film kaputtreden. War auf jeden Fall lustig, nach dem Film bei jeder Tür und jedem Mensch mit Kopfbedeckung erstmal ne Anspielung zu bringen. Und die Heimfahrt in der U-Bahn hatte auch noch ihren Höhepunkt: Pause auf ungefähr halber Strecke. Zwei Fahrer fangen an, die vorderste Tür am vordersten Wagen zu untersuchen. Nach einer Weile die Durchsage: "Bitte alle aussteigen, dieser Zug ist schadhaft". Also alle raus, wir waren mit ein paar anderen die letzten oder wären es gewesen, wenn die Tür bis dahin nicht erfolgreich repariert worden wäre. Kommando zurück: "Bitte alle wieder einsteigen, dieser Zug funktioniert wieder". Für ca. 2 Minuten war die Stimmung im Zug wesentlich lockerer. Sollte man öfter probieren.

Und ich schließe diesen Text mit dem eigentlichen Höhepunkt der letzten Woche: seit Freitag freue ich mich offiziell auf Death Cab For Cutie am 27.06. in Berlin. Die Welt ist schön. :)

Montag, 7. März 2011

Man arbeitet sein ganzes Leben, trifft nicht die Frau seines Lebens und dann stirbt man.

Ok, ich gebs zu, anhand der Überschrift erkennt man vermutlich nicht auf Anhieb, dass ich jetzt von der März-Ausgabe von TV Noir schreibe, bei der Herrenmagazin (in Form von Deniz und gelegentlich auch Rasmus) und Tim Neuhaus (zum Teil mit 2/3 seiner Band) aufgetreten sind. Ist aber definitiv einer der Sätze, der hängengeblieben ist. Drückt allerdings nicht zwangsläufig die Stimmung aus, die den Abend über herrschte. Es begann natürlich mal wieder mit langem Warten, denn man wollte ja einen guten Platz ergattern. Das hat dann auch geklappt und sich gelohnt und ich glaube, so langsam erkenne ich auf meinen Konze
rtbesuchen die ersten Leute wieder, die einen ähnlichen Geschmack zu haben scheinen. Ach, Moment, zurückspulen, es ging ja im Foyer schon los, denn wir hatten den Heimathafen gerade mal betreten, da kam mir der Herr Jaspersen schon entgegen und für nen Moment sah es so aus, als ob wir beide überlegen, ob wir uns jetzt kennen und grüßen müssen. ^^ Nachdem ich dann am Einlass aufgrund des Kartenscanners als Natalie begrüßt wurde (haha), ging es wie gesagt in die ersten Reihen, wo es ungewohnt hell war, aber die Kameras wollten ja auch alles aufzeichnen.

Ein kleiner Kritikpunkt vorweg: kann man bitte den Moderator wechseln? Nett mag der gute Tex ja sein, aber für allzu kompetent oder telegen oder was auch immer konnte ich ihn nicht gerade halten, was vor allem durch seine Unwissenheit über The Weakerthans noch gesteigert wurde. Egal, die Gäste waren na
ch zweimaligem Wechsel (Milow -> Polarkreis 18 -> Tim Neuhaus) so gut gewählt, dass man über den Moderator hinwegsehen kann. Deniz hat sich dann auch gleich so gegeben, wie ich ihn bislang auf den Konzerten erlebt hab: geradezu überwältigt durch die vielen Menschen und ihre ihm entgegenspringende Begeisterung. Nach ein paar sympathischen "Ähs" zu Beginn und einigen Gläsern Wein im Verlauf der Sendung lockerte sich das mehr und mehr und es kam ihm wohl auch entgegen, dass viele Songs gespielt wurden, mehr als ich gedacht hätte, und das war auch gut so. Zitat Deniz: "Wir wurden gebeten, etwas besonderes zu machen, also darf Rasmus an die Gitarre. Fehlende Risikobereitschaft kann man uns nicht vorwerfen". Rasmus hatte dann auch immer punktgenaue Auftritte und verschwand nach jedem Song kurz hinter der Bühne, um dann entweder direkt dort zu bleiben oder mit einem frischen Bier zurück auf seinen Platz im Publikum zu gehen.


Die Songs waren Höhepunkte des Abends, weil es halt nicht wie auf einem typischen Konzert war, sondern weil sie auf besondere Art präsentiert wurden, was für Herrenmagazin genauso gilt wie für Tim Neuhaus. Ich hab mich über jedes einzelne Lied gefreut und auch die Aktion der Zwangs-Cover-Songs waren sehr nett. Ganz egal, ob es das selbst ausgesuchte Cover war (Tim hat es sich hier zugegebenermaßen etwas leicht gemacht mit Lisztomania) oder der vom Publikum zugerufene bzw. von der Redaktion ausgesuchte Song (Left and leaving für Herrenmagazin aus dem Publikum und das
Lied der Schlümpfe für Tim & The Cabinet aus dem Umschlag). Viele andere Momente waren übrigens auch Höhepunkte, weil man die Herren Künstler eben sonst nicht ganz so erlebt. Zum Beispiel in Form eines kleinen Rollenspiels, bei dem Tim ein zwanghafter Spieler war und Deniz, wie sollte es anders sein, die mysteriöse rothaarige Unbekannte. Teilweise hätten die beiden ein wenig spontaner sein können, aber das war halt der Perfektionismus der Musiker. Lustig war es allemal.


Bevor ich die Überschrift dieses Eintrags wieder ganz aus den Augen verliere: Tex hat 1984 gelesen und meinte die Grundstimmung des Romans auch in einigen Songs von Herrenmagazin wiederzuerkennen. Deniz, der später in diesem Zusammenhang auch äußerte, sie wären keine gute Festivalband, weil ihre Texte alle zu sehr runterziehen, erwiderte darauf sinngemäß, dass sie nicht nur miesepetrig durchs Leben laufen, aber dass es halt auch manchmal so ist, dass man sich lange gegen alles Schlechte zur Wehr setzt und man selbst sein will, aber irgendwann der Punkt kommt, an dem man nicht mehr kann. "Man arbeitet sein ganzes Leben, trifft nicht die Frau seines Lebens" (tiefes Ooooohhhhh! aus dem Publikum) "und dann..." Einwurf Tex: "Stirbt man". Zustimmung Deniz: "Dann stirbt man." Diese Grundstimmung können mit Sicherheit viele Herren-Hörer nachvollziehen, ohne den Jungs auch nur ansatzweise depressive Ansätze vorwerfen zu können. Der Punkt mit der Arbeit erinnert mich dann auch noch an ein paar Sätze von Rasmus zu seiner Zeit als Schreiber bei der Intro ("Da steh ich lieber an der Kasse oder mache sonst nen Scheiß-Job") und dem anschließenden General-Vorwurf an die Mitarbeiter der Visions mit der Bitte, jeder im Saal solle schnellstmöglich sein Abo kündigen. Überhaupt, Rasmus: "Den Song hab ich geschrieben, aber er hat so viele Akkorde, dass ich die immer vergesse" Deniz: "Hast du die Gitarre gestimmt?" Rasmus: "Für Berlin reichts".

Die Überraschungsgäste lasse ich jetzt mal dezent unter den Tisch fallen (finds immer noch schade, dass er nicht auch vom Hocker gefallen ist ^^), aber die Gewinner aus dem Publikum müssen noch erwähnt werden. Jeder konnte in der Pause auf nen Zettel schreiben, was er für den Preis der Gäste auf der Bühne tun würde und aus den besten Ideen durfte Glücksfee Deniz (die mysteriöse Rothaarige) einen Sieger ziehen. Die Preise waren übrigens ein von Herrenmagazin bzw. vor allem Rasmus (leider nicht wasserfest) bemalter Teller sowie zwei Gästelistenplätze für Tim Neuhaus am Freitag. Die Gewinner waren dann zwei Damen, die ein neuseeländisches Trinkspiel präsentieren, bei dem man eine Pizzaschachtel mit dem Mund vom Boden aufheben musste, ohne irgendwie Hände, Knie oder sonstiges zum Abstützen zur Hilfe zu nehmen. Die Schachtel wurde auf die Seite gestellt, was Deniz wohl zu leicht aussah, so dass er sie umstieß, um es Tim schwerer zu machen. Kurz darauf musste er aber eingestehen, dass er das mit den Knien nicht mitbekommen hatte. Jaja, der gute Rotwein. Das folgende Bild (alle übrigens der Facebook Page von TV Noir entnommen) beweist, dass Tim und Deniz dennoch gute Teamarbeit unter Beweis stellten:


Irgendwann geht auch der schönste Abend mal zuende, aber er tat es nicht ohne ein letztes Highlight. "Keine Angst", sonst ja auch meist akustisch und nur von Deniz gespielt, klappte nicht so recht mit Rasmus an seiner Seite, was vor allem daran lag, dass Herr Jaspersen sich kaputtlachte und nach viel Wein einen bestimmten Ort aufsuchen musste, was er auch dezent kundtat: "Ich muss pissen!" Naja, Rasmus gab auf und überließ Deniz die Bühne, dann ging das Lachen aber erst richtig los, denn ihm fiel wieder die "Natolles geht nach Hause" Story ein, mit der er die Halle ein letztes Mal richtig amüsieren konnte. So ungefähr im dritten Anlauf klappte es dann aber doch noch mit dem Song. Ich erhebe mit diesem Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber man muss dafür auch einfach dabei gewesen sein. Und sorry, Tim, du bist hier vermutlich vergleichsweise etwas kurz gekommen, aber ich machs wieder gut und schreibe auch einen Bericht, nachdem ich am Freitag auf deinem Konzert war. Bin ja gespannt, ob ihr wirklich unter Beweis stellt, dass ihr auch das Wacken Open Air headlinen könntet. :)

Sonntag, 6. März 2011

Ghost of Benjamin Jones

Anderthalb Wochen krank und schon sind die ganzen guten Vorsätze aus dem letzten Blogeintrag wieder zunichte gemacht. Das will schon was heißen, wenn ich so krank bin, dass ich nicht mal Lust habe, am Rechner zu sitzen, Facebook unsicher zu machen und sogar einige Konzerte ausfallen lasse. Um ins Detail zu gehen: meine Erkältung hat mich so umgehauen, dass ich Tusq, Jupiter Jones, Diego und The Megaphonic Thrift nicht besucht habe und stattdessen literweise Tee unter einer Decke auf meinem Sofa getrunken habe. Egal, so langsam bin ich wieder fit, bis auf ein wenig Schnupfen und Husten, so dass es ab jetzt hoffentlich normal weitergehen kann. Stehen ja auch noch fünf Termine an im März. Und einen Bericht gibts noch nachzureichen, also in Kurzform: Scanners waren toll! :) Vorband waren ja Champions, die zwar einige schöne Songs haben, mich aber insgesamt nicht so vom Hocker hauen konnten, was wohl vor allem am Sänger liegt. Sympathisch waren die Jungs trotzdem. Hatten aber keine Chance gegen Scanners, die ich auf dem Musikschutzgebiet das erste Mal live gesehen habe, wo ich sie aber eher am Rand beachtet habe, weil für mich dort Diego im Mittelpunkt standen. Hat sich aber definitiv gelohnt, dieses Konzert mitzunehmen, nicht nur optisch (aber natürlich auch das!), sondern vor allem auch, weil die Band eine unglaubliche Energie aufs Publikum überspringen lässt. Und das obwohl sich die Engländer (!) beschweren, wie kalt es doch in Berlin ist. In der Regel geh ich ja nur oder zumindest lieber auf Konzerte, wenn ich die Songs schon kenne und mitgehen kann, dieser Auftritt hat jetzt umgekehrt dafür gesorgt, dass ich die beiden Alben lieber höre und einige tolle Songs erst entdeckt habe.

Die Erkältung hatte noch den weiteren negativen Effekt, dass ich eine Woche länger auf meine CDs warten musste, auf die ich mich so sehr gefreut hatte. Da denkt man, es ist klug, sich die CDs in die Packstation in der Nähe vom Büro liefern zu lassen und dann wird man so krank, dass man den weiten Weg nicht auf sich nehmen will. Was solls, Vorfreude ist ja bekanntlich ne schöne Freude und so gab es dann gestern endlich die neuen Alben von Ghost of Tom Joad, Telekinesis und Jupiter Jones zu hören. Vor
allem von Ghost of Tom Joad hab ich mir vorher viel versprochen, weil das Album zumindest in einigen Rezensionen in den Himmel gelobt wurde und mir die Vorab-Single "Black Musik" schon mal sehr gut gefällt. Leider hat der erste Eindruck beim Hören dann ziemlich enttäuscht. Wie gesagt, der Titeltrack ist großartig, darum startet das Album auch entsprechend, aber so ziemlich alles was danach kommt, konnte mich weder textlich noch musikalisch wirklich überzeugen. Wenn ich mich recht erinnere, hat auch zumindest das zweite Album ein wenig länger gebraucht, also bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung; nach dem dritten und vierten Durchlauf kommt es schon ein wenig positiver rüber. Ruhmreiche Ausnahme: Midnight Marauder. Der Song saß beim ersten Hören und lief seitdem auch entsprechend oft, also hat das Album zumindest zwei Hits. Leider gibts auch das Gegenbeispiel, denn was bislang "Back to school" war, trifft auch auf "The sound of '67" zu: die Melodie beim Refrain und vor allem Henriks Gesang kann ich mir kaum anhören, ohne das Gesicht zu verziehen. Die Jungs hatten ja scheinbar schon ein komplettes Album eingespielt, bevor sie alles verworfen und neu begonnen haben; ich würd zu gern mal den ersten Entwurf hören. Ich bin gespannt auf den Live-Auftritt im März und auch darauf, wie ich das Album in ein paar Wochen höre, aber es sieht nicht nach nem Kandidaten für mein Album des Jahres aus.

Relativ ähnliche Erwartungen hatte ich a
uch an "12 desperate straight lines" von Telekinesis. Drei der zwölf Lines kannte ich schon vor der VÖ des Albums und vermutlich auch einige Songs mehr vom Live-Konzert hier in Berlin. Das erste Hören vermittelte mir leider auch hier den Eindruck, dass die neue CD nicht mit dem Debüt mithalten kann, vielleicht mochte ich das aber auch einfach zu gerne. Kurz gesagt: die Enttäuschung ist nicht so groß wie bei den Herren von Tom Joad, aber irgendwie hab ich mir doch mehr erwartet. Die meisten Songs klingen - roher als noch beim ersten Album. Das ist allerdings kein durchweg negatives Urteil, denn die Songs klingen jetzt auch viel mehr so, wie Benjamin Lerner und Co. sie auch live rüberbringen. Und wenn eine Band live toll ist, kann es ja nicht so schlecht sein, dieses Erlebnis auch auf Platte zu bannen. Darüber hinaus gibts auch hier schon die gleiche Entwicklung wie bei GOTJ: die Songs wirken inzwischen schon ganz anders als beim ersten Hören. Vielleicht sollte ich mir einfach nicht zu schnell ein Urteil bilden, aber ich bin wohl einfach zu verwöhnt durch die letzten Alben von The Decemberists, Imaginary Cities oder Blood Red Shoes, um nur einige zu nennen, die auf Anhieb zünden konnten.

Die geringsten Erwartungen gab es dann wohl für das selbstbetitelte Album von Jupiter Jones. Ergebnis: auf Anhieb gefiel mir bei den drei neuen CDs diese am besten. Hab ich nicht mit gerechnet. Ich war mir sicher, dass es ein tolles Album wird, aber insgesamt liegen wohl die anderen beiden Bands bei mir noch ne Ecke vorn. Der Ärger über das verpasste Akustik-Konzert und die Vorfreude auf die Tour im März sind aber deutlich gestiegen durch dieses Album. Meine persönlichen Anspieltipps: "Hey! Menetekel
", "Immerfürimmer", "Still" und "Komm bloss nicht nach Bad Bentheim". Der letzte Tipp kommt für mich leider etwas spät, denn ich war mal für ein Festival dort, aber ich habs zugegebenermaßen auch nicht bereut (Blackmail waren toll!) und war zum Glück auch nicht für lange dort.

Ist jetzt kein runder Abschluss für diesen Eintrag, aber da ich inzwischen ein halbes Jahr in Berlin bin, sollte man das auch mal bildlich darstellen. Da ist noch Platz für mehr, oder? :)