Montag, 7. März 2011

Man arbeitet sein ganzes Leben, trifft nicht die Frau seines Lebens und dann stirbt man.

Ok, ich gebs zu, anhand der Überschrift erkennt man vermutlich nicht auf Anhieb, dass ich jetzt von der März-Ausgabe von TV Noir schreibe, bei der Herrenmagazin (in Form von Deniz und gelegentlich auch Rasmus) und Tim Neuhaus (zum Teil mit 2/3 seiner Band) aufgetreten sind. Ist aber definitiv einer der Sätze, der hängengeblieben ist. Drückt allerdings nicht zwangsläufig die Stimmung aus, die den Abend über herrschte. Es begann natürlich mal wieder mit langem Warten, denn man wollte ja einen guten Platz ergattern. Das hat dann auch geklappt und sich gelohnt und ich glaube, so langsam erkenne ich auf meinen Konze
rtbesuchen die ersten Leute wieder, die einen ähnlichen Geschmack zu haben scheinen. Ach, Moment, zurückspulen, es ging ja im Foyer schon los, denn wir hatten den Heimathafen gerade mal betreten, da kam mir der Herr Jaspersen schon entgegen und für nen Moment sah es so aus, als ob wir beide überlegen, ob wir uns jetzt kennen und grüßen müssen. ^^ Nachdem ich dann am Einlass aufgrund des Kartenscanners als Natalie begrüßt wurde (haha), ging es wie gesagt in die ersten Reihen, wo es ungewohnt hell war, aber die Kameras wollten ja auch alles aufzeichnen.

Ein kleiner Kritikpunkt vorweg: kann man bitte den Moderator wechseln? Nett mag der gute Tex ja sein, aber für allzu kompetent oder telegen oder was auch immer konnte ich ihn nicht gerade halten, was vor allem durch seine Unwissenheit über The Weakerthans noch gesteigert wurde. Egal, die Gäste waren na
ch zweimaligem Wechsel (Milow -> Polarkreis 18 -> Tim Neuhaus) so gut gewählt, dass man über den Moderator hinwegsehen kann. Deniz hat sich dann auch gleich so gegeben, wie ich ihn bislang auf den Konzerten erlebt hab: geradezu überwältigt durch die vielen Menschen und ihre ihm entgegenspringende Begeisterung. Nach ein paar sympathischen "Ähs" zu Beginn und einigen Gläsern Wein im Verlauf der Sendung lockerte sich das mehr und mehr und es kam ihm wohl auch entgegen, dass viele Songs gespielt wurden, mehr als ich gedacht hätte, und das war auch gut so. Zitat Deniz: "Wir wurden gebeten, etwas besonderes zu machen, also darf Rasmus an die Gitarre. Fehlende Risikobereitschaft kann man uns nicht vorwerfen". Rasmus hatte dann auch immer punktgenaue Auftritte und verschwand nach jedem Song kurz hinter der Bühne, um dann entweder direkt dort zu bleiben oder mit einem frischen Bier zurück auf seinen Platz im Publikum zu gehen.


Die Songs waren Höhepunkte des Abends, weil es halt nicht wie auf einem typischen Konzert war, sondern weil sie auf besondere Art präsentiert wurden, was für Herrenmagazin genauso gilt wie für Tim Neuhaus. Ich hab mich über jedes einzelne Lied gefreut und auch die Aktion der Zwangs-Cover-Songs waren sehr nett. Ganz egal, ob es das selbst ausgesuchte Cover war (Tim hat es sich hier zugegebenermaßen etwas leicht gemacht mit Lisztomania) oder der vom Publikum zugerufene bzw. von der Redaktion ausgesuchte Song (Left and leaving für Herrenmagazin aus dem Publikum und das
Lied der Schlümpfe für Tim & The Cabinet aus dem Umschlag). Viele andere Momente waren übrigens auch Höhepunkte, weil man die Herren Künstler eben sonst nicht ganz so erlebt. Zum Beispiel in Form eines kleinen Rollenspiels, bei dem Tim ein zwanghafter Spieler war und Deniz, wie sollte es anders sein, die mysteriöse rothaarige Unbekannte. Teilweise hätten die beiden ein wenig spontaner sein können, aber das war halt der Perfektionismus der Musiker. Lustig war es allemal.


Bevor ich die Überschrift dieses Eintrags wieder ganz aus den Augen verliere: Tex hat 1984 gelesen und meinte die Grundstimmung des Romans auch in einigen Songs von Herrenmagazin wiederzuerkennen. Deniz, der später in diesem Zusammenhang auch äußerte, sie wären keine gute Festivalband, weil ihre Texte alle zu sehr runterziehen, erwiderte darauf sinngemäß, dass sie nicht nur miesepetrig durchs Leben laufen, aber dass es halt auch manchmal so ist, dass man sich lange gegen alles Schlechte zur Wehr setzt und man selbst sein will, aber irgendwann der Punkt kommt, an dem man nicht mehr kann. "Man arbeitet sein ganzes Leben, trifft nicht die Frau seines Lebens" (tiefes Ooooohhhhh! aus dem Publikum) "und dann..." Einwurf Tex: "Stirbt man". Zustimmung Deniz: "Dann stirbt man." Diese Grundstimmung können mit Sicherheit viele Herren-Hörer nachvollziehen, ohne den Jungs auch nur ansatzweise depressive Ansätze vorwerfen zu können. Der Punkt mit der Arbeit erinnert mich dann auch noch an ein paar Sätze von Rasmus zu seiner Zeit als Schreiber bei der Intro ("Da steh ich lieber an der Kasse oder mache sonst nen Scheiß-Job") und dem anschließenden General-Vorwurf an die Mitarbeiter der Visions mit der Bitte, jeder im Saal solle schnellstmöglich sein Abo kündigen. Überhaupt, Rasmus: "Den Song hab ich geschrieben, aber er hat so viele Akkorde, dass ich die immer vergesse" Deniz: "Hast du die Gitarre gestimmt?" Rasmus: "Für Berlin reichts".

Die Überraschungsgäste lasse ich jetzt mal dezent unter den Tisch fallen (finds immer noch schade, dass er nicht auch vom Hocker gefallen ist ^^), aber die Gewinner aus dem Publikum müssen noch erwähnt werden. Jeder konnte in der Pause auf nen Zettel schreiben, was er für den Preis der Gäste auf der Bühne tun würde und aus den besten Ideen durfte Glücksfee Deniz (die mysteriöse Rothaarige) einen Sieger ziehen. Die Preise waren übrigens ein von Herrenmagazin bzw. vor allem Rasmus (leider nicht wasserfest) bemalter Teller sowie zwei Gästelistenplätze für Tim Neuhaus am Freitag. Die Gewinner waren dann zwei Damen, die ein neuseeländisches Trinkspiel präsentieren, bei dem man eine Pizzaschachtel mit dem Mund vom Boden aufheben musste, ohne irgendwie Hände, Knie oder sonstiges zum Abstützen zur Hilfe zu nehmen. Die Schachtel wurde auf die Seite gestellt, was Deniz wohl zu leicht aussah, so dass er sie umstieß, um es Tim schwerer zu machen. Kurz darauf musste er aber eingestehen, dass er das mit den Knien nicht mitbekommen hatte. Jaja, der gute Rotwein. Das folgende Bild (alle übrigens der Facebook Page von TV Noir entnommen) beweist, dass Tim und Deniz dennoch gute Teamarbeit unter Beweis stellten:


Irgendwann geht auch der schönste Abend mal zuende, aber er tat es nicht ohne ein letztes Highlight. "Keine Angst", sonst ja auch meist akustisch und nur von Deniz gespielt, klappte nicht so recht mit Rasmus an seiner Seite, was vor allem daran lag, dass Herr Jaspersen sich kaputtlachte und nach viel Wein einen bestimmten Ort aufsuchen musste, was er auch dezent kundtat: "Ich muss pissen!" Naja, Rasmus gab auf und überließ Deniz die Bühne, dann ging das Lachen aber erst richtig los, denn ihm fiel wieder die "Natolles geht nach Hause" Story ein, mit der er die Halle ein letztes Mal richtig amüsieren konnte. So ungefähr im dritten Anlauf klappte es dann aber doch noch mit dem Song. Ich erhebe mit diesem Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber man muss dafür auch einfach dabei gewesen sein. Und sorry, Tim, du bist hier vermutlich vergleichsweise etwas kurz gekommen, aber ich machs wieder gut und schreibe auch einen Bericht, nachdem ich am Freitag auf deinem Konzert war. Bin ja gespannt, ob ihr wirklich unter Beweis stellt, dass ihr auch das Wacken Open Air headlinen könntet. :)

1 Kommentar:

  1. Hach was für eine schöne Kombination die beiden! Da haben die nach Milow und Polarkreis 18 am Ende wen wirklich gutes gefunden. Noch neidischer!

    Und Deniz in Rollenspielen und dann auch noch als mysteriöse Rothaarige? Nooooch neidischer!

    Und Deniz sich am kaputtlachen? Nooooooooooch.... Ja is ja schon gut. ;)

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