Anderthalb Wochen krank und schon sind die ganzen guten Vorsätze aus dem letzten Blogeintrag wieder zunichte gemacht. Das will schon was heißen, wenn ich so krank bin, dass ich nicht mal Lust habe, am Rechner zu sitzen, Facebook unsicher zu machen und sogar einige Konzerte ausfallen lasse. Um ins Detail zu gehen: meine Erkältung hat mich so umgehauen, dass ich Tusq, Jupiter Jones, Diego und The Megaphonic Thrift nicht besucht habe und stattdessen literweise Tee unter einer Decke auf meinem Sofa getrunken habe. Egal, so langsam bin ich wieder fit, bis auf ein wenig Schnupfen und Husten, so dass es ab jetzt hoffentlich normal weitergehen kann. Stehen ja auch noch fünf Termine an im März. Und einen Bericht gibts noch nachzureichen, also in Kurzform: Scanners waren toll! :) Vorband waren ja Champions, die zwar einige schöne Songs haben, mich aber insgesamt nicht so vom Hocker hauen konnten, was wohl vor allem am Sänger liegt. Sympathisch waren die Jungs trotzdem. Hatten aber keine Chance gegen Scanners, die ich auf dem Musikschutzgebiet das erste Mal live gesehen habe, wo ich sie aber eher am Rand beachtet habe, weil für mich dort Diego im Mittelpunkt standen. Hat sich aber definitiv gelohnt, dieses Konzert mitzunehmen, nicht nur optisch (aber natürlich auch das!), sondern vor allem auch, weil die Band eine unglaubliche Energie aufs Publikum überspringen lässt. Und das obwohl sich die Engländer (!) beschweren, wie kalt es doch in Berlin ist. In der Regel geh ich ja nur oder zumindest lieber auf Konzerte, wenn ich die Songs schon kenne und mitgehen kann, dieser Auftritt hat jetzt umgekehrt dafür gesorgt, dass ich die beiden Alben lieber höre und einige tolle Songs erst entdeckt habe.
Die Erkältung hatte noch den weiteren negativen Effekt, dass ich eine Woche länger auf meine CDs warten musste, auf die ich mich so sehr gefreut hatte. Da denkt man, es ist klug, sich die CDs in die Packstation in der Nähe vom Büro liefern zu lassen und dann wird man so krank, dass man den weiten Weg nicht auf sich nehmen will. Was solls, Vorfreude ist ja bekanntlich ne schöne Freude und so gab es dann gestern endlich die neuen Alben von Ghost of Tom Joad, Telekinesis und Jupiter Jones zu hören. Vor allem von Ghost of Tom Joad hab ich mir vorher viel versprochen, weil das Album zumindest in einigen Rezensionen in den Himmel gelobt wurde und mir die Vorab-Single "Black Musik" schon mal sehr gut gefällt. Leider hat der erste Eindruck beim Hören dann ziemlich enttäuscht. Wie gesagt, der Titeltrack ist großartig, darum startet das Album auch entsprechend, aber so ziemlich alles was danach kommt, konnte mich weder textlich noch musikalisch wirklich überzeugen. Wenn ich mich recht erinnere, hat auch zumindest das zweite Album ein wenig länger gebraucht, also bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung; nach dem dritten und vierten Durchlauf kommt es schon ein wenig positiver rüber. Ruhmreiche Ausnahme: Midnight Marauder. Der Song saß beim ersten Hören und lief seitdem auch entsprechend oft, also hat das Album zumindest zwei Hits. Leider gibts auch das Gegenbeispiel, denn was bislang "Back to school" war, trifft auch auf "The sound of '67" zu: die Melodie beim Refrain und vor allem Henriks Gesang kann ich mir kaum anhören, ohne das Gesicht zu verziehen. Die Jungs hatten ja scheinbar schon ein komplettes Album eingespielt, bevor sie alles verworfen und neu begonnen haben; ich würd zu gern mal den ersten Entwurf hören. Ich bin gespannt auf den Live-Auftritt im März und auch darauf, wie ich das Album in ein paar Wochen höre, aber es sieht nicht nach nem Kandidaten für mein Album des Jahres aus.
Relativ ähnliche Erwartungen hatte ich auch an "12 desperate straight lines" von Telekinesis. Drei der zwölf Lines kannte ich schon vor der VÖ des Albums und vermutlich auch einige Songs mehr vom Live-Konzert hier in Berlin. Das erste Hören vermittelte mir leider auch hier den Eindruck, dass die neue CD nicht mit dem Debüt mithalten kann, vielleicht mochte ich das aber auch einfach zu gerne. Kurz gesagt: die Enttäuschung ist nicht so groß wie bei den Herren von Tom Joad, aber irgendwie hab ich mir doch mehr erwartet. Die meisten Songs klingen - roher als noch beim ersten Album. Das ist allerdings kein durchweg negatives Urteil, denn die Songs klingen jetzt auch viel mehr so, wie Benjamin Lerner und Co. sie auch live rüberbringen. Und wenn eine Band live toll ist, kann es ja nicht so schlecht sein, dieses Erlebnis auch auf Platte zu bannen. Darüber hinaus gibts auch hier schon die gleiche Entwicklung wie bei GOTJ: die Songs wirken inzwischen schon ganz anders als beim ersten Hören. Vielleicht sollte ich mir einfach nicht zu schnell ein Urteil bilden, aber ich bin wohl einfach zu verwöhnt durch die letzten Alben von The Decemberists, Imaginary Cities oder Blood Red Shoes, um nur einige zu nennen, die auf Anhieb zünden konnten.
Die geringsten Erwartungen gab es dann wohl für das selbstbetitelte Album von Jupiter Jones. Ergebnis: auf Anhieb gefiel mir bei den drei neuen CDs diese am besten. Hab ich nicht mit gerechnet. Ich war mir sicher, dass es ein tolles Album wird, aber insgesamt liegen wohl die anderen beiden Bands bei mir noch ne Ecke vorn. Der Ärger über das verpasste Akustik-Konzert und die Vorfreude auf die Tour im März sind aber deutlich gestiegen durch dieses Album. Meine persönlichen Anspieltipps: "Hey! Menetekel", "Immerfürimmer", "Still" und "Komm bloss nicht nach Bad Bentheim". Der letzte Tipp kommt für mich leider etwas spät, denn ich war mal für ein Festival dort, aber ich habs zugegebenermaßen auch nicht bereut (Blackmail waren toll!) und war zum Glück auch nicht für lange dort.
Ist jetzt kein runder Abschluss für diesen Eintrag, aber da ich inzwischen ein halbes Jahr in Berlin bin, sollte man das auch mal bildlich darstellen. Da ist noch Platz für mehr, oder? :)
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